Geschichte - vivo-kloster

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Kloster
Ultrakurze Geschichte des Vivoklosters, so detailfrei wie nur möglich

Der Vorlauf für das VIVO-Kloster dauerte viele, viele Jahre. Er durchzog eine Jugend, dann diese spannende Zeit, in der "Live Fast, Love Hard, Die Young" den Lebensrhythmus schlug. Schliesslich schlängelte er sich durch die dicke Luft  im "Linken Kuchen", ein Widerspruch der, neu besehen, keiner war. Denn wo wurde genau das Gedankengut jener Zeit konsequenter gelebt als in den Klöstern? Im Castello im Tessin (siehe unten) konkretisierte sich, was längst angelegt war, voller Fragen und gegen alle Zweifel, was bis heute gilt. Ein langer, intensiver und verschwiegener Prozess. Dieses „Noviziat“ war ein mehrjähriger Gang durch menschliche Abgründe und eine ideelle Gratwanderung zugleich. Nichts wurde erzwungen, alles wuchs von selbst, so dauerte die Umsetzung nochmals ihre Zeit. Als Benedikt, ziemlich verlegen in der ersten Kutte, seinen Freund im Kloster Einsiedeln besuchte, meinte dieser (ein Mathematiker) kurz und trocken: „Endlich, wurde aber auch Zeit“. Die Entscheidung, diesen Weg nun wirklich aufzunehmen, fiel etwa 1984 vor dieser Felswand im tiefliegenden Bett der Sarine im Freiburgischen, wo seit Jahrhunderten das Zisterzienser-Kloster Hauterive steht:
1982: Das Castello im Tessin war im Besitze einer Genos- senschaft, die Benedikt mitgegründet hatte. Ein wohl typisches 68er-Projekt, aufgebaut in der Meinung, gegen das Alter hin ein Refugium zu haben. Es wurde aber zu einem Gästehaus, in dem sich Gruppen aller Art tummelten. Viele dieser Besucher waren „gebrannte Menschen“, andere hatten Drogengeschichten, waren krank, wieder andere obdachlos. Es gab aber auch Gruppen in Richtung Kunst, Theater und vor allem viele Schulklassen mit kreativen Projekten. Als Gastgeber waren wir meistens tragend mittendrin.
Die Beobachtung der vielen Gäste, das Hören ihrer Geschichten und das Hoffen auf Gerechtigkeit weckten das Leise, brachten es an die Oberfläche. Jene Gedanken eben, die sich in der Sarine-Schlucht eingeprägt hatten. Die Zeit war reif. So entstand zuerst eine kleine Wohnzimmerkapelle, schüchtern versteckbar, dann wurde es ein Andachtsraum im Turm des Castellos und schliesslich erhielten wir die barocke Kirche neben dem Haus. Langsam entstand dieses Zeitkloster, welches Benedikt als Antwort auf die aktuellen Bedürfnisse verstand und völlig anders war, als alles, was er in diesem Bereich bei seinen vielen Besuchen in Klöstern gesehen hatte. Der Bestand an Mitbrüdern variierte zwischen einem und sechs Brüdern, kurzfristig waren es manchmal auch mehr. Als eine Art Para-Hoteliers, mit Workshops und anderem erwirtschafteten wir unseren Unterhalt, beschafften so die ganzen Mittel für unsere sozialen und kulturellen Anliegen.
Wir hielten uns bewusst am Rande der Kirchen. Um unsere freie, unbekümmerte Interreligiosität zu schützen, haben wir uns nie um die Integration in eine der bestehenden Glaubensgruppen bemüht. Hingegen halfen uns immer wieder diskrete Benediktiner und andere Ordensleute mit Wissensvermittlung, Rat und Tat, wenn ab und an vertrackte Situationen zu bewältigen waren oder wir irgendwo hin gesteuert werden sollten. Neben Protestanten und Katholiken haben auch schon Juden und Muslime im Vivo-Kloster mitgelebt.
2000: Das Castello hätte eine weitere Sanierung  benötigt, die Mittel dafür waren aber nicht zu erwirtschaften. So folgte der Umzug nach Rothenthurm, in die Kaplanei Biberegg, einer Stiftung der Familie von Reding Biberegg. Ein relativ kleines, jedoch herzlichschönes Haus mit einer zugehörigen Loreto-Kapelle. Allerdings waren die Platzver-hältnisse etwas zu beschränkt für eine benediktinische Gemeinschaft, die ihren Lebensunterhalt ja möglichst in den eigenen Mauern erarbeitete. Eine zusätzliche Liegenschaft war nicht zu haben. Benedikt war also meist alleine, hielt aber das Zeitkloster weiterhin offen. Zwei Einstiege misslangen. In der Biberegg entstand ein Beziehungsgeflecht zu den Bauern der Umgebung und zu vielen Jugendlichen, die regelmässig vor der Türe standen, einige stammten aus anderen Ländern. Da war jemand, der einfach Zeit für sie hatte und keine Vorurteile. Eine Mischung zwischen Atelier, Denkwerkstatt, Integrationsförderung, Nachhilfe-Angebot, Lehrlings- und Bauernbüro entstand und viele Besucher aus der Gegend oder von weiter her belebten das Haus.
Gesundheitliche Umstände im familiären Kreis, aber auch die Platzverhältnisse, machten einen erneuten Umzug nötig. Alterspflege in der nun angesagten Dimension war in der Kaplanei, mit ihren Schwellen, Treppen und engen Gängen, nicht zu machen. Nach kurzer Suche fanden wir den ehemaligen Gasthof Kreuz in Tobel und zogen dorthin. Der Abschied von der Biberegg war nicht leicht. Auf die neue Liegenschaft hin waren wir nun drei Mönche und die 92jährige, sterbenskranke Mutter eines Mitbruders.
 
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